Sexualität

Über Sexualität sprechen

Unserer Erfahrung nach kostet es viele Menschen Überwindung, über Sex zu sprechen. In der Beratung achten wir darauf, dass die Grenzen aller Beteiligten geachtet und respektiert werden. Sie selbst bestimmen Umfang und Zeitpunkt Ihrer Fragen und Themen.

Im persönlichen, vertrauensvollen Gespräch ist in der Sexualberatung Raum für all Ihre Fragen und Themen. Dies kann sich über eines oder mehrere Gespräche erstrecken. Sie können alleine kommen oder gemeinsam mit Ihrem*Ihrer Partner*in.

Wir beraten Paare und Einzelpersonen aller sexuellen Orientierungen, also beispielsweise heterosexuelle sowie homosexuelle Menschen.

Die Beratung ist kostenlos. Auf Wunsch können Sie dabei auch anonym bleiben. Falls notwendig ist die Beratung auch virtuell möglich.

Die Sexualberatung

Welche Anliegen können in der Sexualberatung besprochen werden?

Sowohl Paare als auch Einzelpersonen suchen unsere Sexualberatung auf. Ihre Anliegen sind sehr vielfältig. Sie haben jedoch alle eine Gemeinsamkeit: In irgendeiner Form sind sie mit ihrer Sexualität unzufrieden. Manche haben bereits angefangen, das Thema aus ihrem Leben auszuklammern. Andere kämpfen regelrecht um ihre Sexualität. Wieder andere sind sich zumindest unsicher, wie sie mit einem bestimmten Thema umgehen sollen.

Dabei kann es beispielsweise um die Dynamik zwischen den Partnern*innen gehen, oder auch um Themen, die Einzelpersonen mitbringen.

In der Beratung sprechen wir besonders häufig über die folgenden Schwierigkeiten:

  • In einer Partnerschaft entstehen Konflikte durch unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse.
  • Lustlosigkeit erschwert die Sexualität.
  • Erektionen stellen sich nicht oder nur schwer ein (Erektile Dysfunktion).
  • Ein Samenerguss geschieht für einen oder beide der Beteiligten zu früh (Ejaculatio Praecox).
  • Es bestehen Schwierigkeiten mit dem Orgasmus, evtl. wird keiner erlebt (Anorgasmie, Anejakulation).
  • Es bestehen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie, Vaginismus).
  • Sex wird von Unsicherheit, Hemmungen, Blockaden bzw. Ängsten begleitet.
  • Das Thema »Seitensprung« bzw. »Untreue« belastet die Sexualität.
  • Sexualität verändert sich im Alter.
  • Sexualität verändert sich durch eine Schwangerschaft.

Darüber hinaus haben auch viele andere Themen in der Beratung Platz.

Bei manchen Themen verweisen wir an Kollegen*innen, die sich hier besonders spezialisiert haben: Sexsucht; Umgang mit der eigenen Trans- oder Intersexualität; S/M; Sexsomnia; Sexualität und HIV; Sexarbeit und Prostitution; Strafbarkeit und Sexualität. Wir können bei der Suche nach der richtigen Beratungsstelle behilflich sein.

Zur Abklärung der körperlichen Ursachen von Problemen in der Sexualität verweisen wir auf entsprechende Fachärzte*innen.

Im Erstgespräch bitten wir Sie, zu erzählen, weshalb Sie die Beratung aufsuchen. Außerdem besprechen wir, was das Ziel der Gespräche sein soll. Hierbei können sich alle Beteiligten kennenlernen und Sie können zu einem für Sie geeigneten Zeitpunkt entscheiden, ob Sie weitere Gespräche wünschen.

Im Beratungsverlauf besprechen wir Ihr Anliegen genauer. Dabei steht Ihr aktuelles Erleben im Fokus. Wenn es für Sie annehmbar erscheint, können auch Übungen bis hin zu Hausaufgaben eingesetzt werden.

Körperliche Berührungen, wie Massagen oder Ähnliches, werden aus dem Beratungssetting ausgeschlossen.

Das Gehirn ist unser größtes Sexualorgan. Hier sind unter anderem unsere sexuellen Wünsche, Bedürfnisse und Fantasien »beheimatet«. Hier liegen beispielsweise auch unsere sexuellen Ängste. All dies kann im Gespräch bearbeitet werden.

Unsere Sexualberatung arbeitet nach einem integrativen Konzept, das in erster Linie auf zwei fachlichen Schulen basiert:

  • Die systemische Sexualtherapie nach Ulrich Clement:  Hier steht das sexuelle Begehren im Mittelpunkt. Es wird davon ausgegangen, dass die individuellen Wünsche der PartnerInnen sich auf ihr Begehren auswirken. Außerdem spielt eine Rolle, auf welche Weise sie hierüber kommunizieren oder dies nicht tun. Hierbei wird auf weitere Ansätze sexualtherapeutischer Arbeit zurückgegriffen, wie v.a. dem Differenzierungsmodell von David Schnarch.
  • Die klassische Sexualtherapie nach Masters & Johnson bzw. das in Deutschland etablierte Hamburger Modell nach Margret Hauch: Hier wird davon ausgegangen, dass zumindest bestimmte Probleme in erster Linie durch Ängste oder Befürchtungen entstehen. Anhand von Gesprächen und Übungen können neue Erfahrungen gemacht werden. Diese sollen helfen, die unangenehmen Gedanken abzubauen und sich der eigenen Sexualität weiter zu öffnen.

Blog

Warum man auch bei geringer Zeugungsfähigkeit verhüten sollte

Die Zeugungsfähigkeit von Menschen kann aus verschiedenen Gründen herabgesetzt sein.

Manche Paare hören, dass ihre Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden vielleicht bei 1% liegt. Die Ursache kann z.B. eine frühere Eileiterschwangerschaft bei der Frau sein, oder eine Krebserkrankung an den Hoden des Mannes. Der Grund kann auch eine Orgasmusstörung bei einer der beiden Personen sein.

1% hört sich für manche an, als wäre es an sich ausgeschlossen ein Kind zu bekommen. Aber von 100 Frauen, denen nur noch 1% Zeugungsfähigkeit attestiert wird, wird immerhin noch eine schwanger.

Bei Männern könnte eine eingeschränkte Zeugungsfähigkeit beispielsweise bedeuten, dass ein Samenerguss nicht mehr ein Maximum von ca. 600 Mio. Samenzellen enthält, sondern »nur« noch 600.000. Man könnte die Situation jedoch auch so betrachten: Pro Ejakulation machen sich immer noch ganze 600.000 Samenzellen auf die Suche nach dem Ei der Frau.

Kurz: Wer nicht schwanger werden möchte, sollte weiterhin verhüten.

Unser Körper ist von der Hautoberfläche bis einige Schichten tiefer übersäht mit Gefühls-Rezeptoren. Hier spüren wir z.B. Schmerz, oder auch nur, ob etwas kalt oder warm ist, sanften oder festen Druck ausübt, vibriert oder ob die Haut sich dehnt. Welche Rezeptoren aktiviert werden und wie, kann sich auf unsere sexuelle Lust auswirken. Wir lernen im Laufe unseres Lebens manche Berührungen, die wir über diese Rezeptoren aufnehmen, mit Erotik zu verbinden. Einige davon können wir aber auch als lustmindernd wahrnehmen.

Je nachdem, wie oft und in welchem Zusammenhang welche Rezeptoren im Laufe des Lebens genutzt werden, wird das Gehirn »trainiert«, die Stimulierung dieser Körperstellen wahrzunehmen. So kommt es, dass manche Menschen besonders lustempfindlich auf sogenannte Tiefenrezeptoren reagieren, die weiter unter der Hautoberfläche »vergraben« liegen. Sie werden dann eher durch festes Anfassen erregt. Andere finden sanfte Berührungen an der Oberfläche angenehmer. Wieder andere lieben beides. Es kann jedoch sein, dass man zuerst fest angefasst wird, aber noch gar nicht in erotischer Stimmung ist. Dann findet man das vielleicht unangenehm, während es zu einem späteren Zeitpunkt unter mehr Erregung dann sehr erotisch wäre. Außerdem spannen feste Berührungen die Muskulatur an, was dazu führen kann, dass die Oberflächen Rezeptoren weniger sensibel reagieren.

Es lohnt sich also, nicht nur auszuprobieren, bei welchen Rezeptoren es sich erregend anfühlt, wenn sie stimuliert werden, sondern auch wann das der Fall ist und wie man dann am liebsten berührt werden möchte.

Der Sexualtherapeut Ulrich Clement geht davon aus, dass jede Person mit Sexualität ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht hat, die zu unterschiedlichen Fantasien, Wünschen, Vorlieben aber auch Abneigungen geführt haben. Er nennt dies das sexuelle Profil einer Person.

Wenn Paare zusammenkommen, tauschen sie in der ersten Phase ihrer Beziehung einen Teil ihres sexuellen Profils aus. Das bedeutet: sie machen erste Erfahrungen damit, was passiert, wenn sie dem anderen das eigene Profil »zeigen«. Oder mit anderen Worten: Sie leben ihr sexuelles Profil mehr oder weniger mutig aus. Wenn die andere Person positiv hierauf reagiert, bildet sich hier eine gemeinsame Schnittmenge, ein gemeinsames sexuelles Profil, eine Art »sicherer Hafen«, in dem man ohne Sorge miteinander sexuell aktiv sein kann.

Viele Paare bleiben lange in diesem »sicheren Hafen«, in dem sie wissen, dass die andere Person ihre sexuellen Wünsche nicht ablehnt. Das kann auf Dauer zu Langeweile führen. Dies wiederum kann dazu führen, dass das Sexleben einschläft, wie ein Zuschauer vor einem Film, den er schon zu oft gesehen hat.

Was dann beide nicht wissen: Wie groß wäre die sexuelle Spielwiese eigentlich, die beide reizen würde? Möglicherweise liegen hier noch unentdeckte »sexuelle Schätze« versteckt, an die sie sich nicht herantrauen. Partner empfinden häufig ein gewisses Risiko, sich dem jeweils anderen sexuell weiter zu offenbaren. Wird mich die andere Person vielleicht ablehnen oder gar auslachen? Oder werde ich von dem Ergebnis meines Versuchs vielleicht enttäuscht sein?

Dieser Teil der Beziehung kann als heikel empfunden werden. Er enthält aber auch die Chance, das gemeinsame sexuelle Leben auszuweiten und sich immer wieder neu kennen zu lernen. Es kann auch soweit kommen, dass man Dinge, die man früher für nicht besonders reizvoll gehalten hat, plötzlich »lieben lernt«. Und das wäre ja wirklich ein Gewinn.

Wie ein Mensch auf etwas reagiert, hängt davon ab, ob er es als positiv oder negativ empfindet. Was sich hier anhört wie eine Binsenweisheit, kann allerdings weitreichende Folgen haben. Und es lohnt sich, dieses simple Prinzip bei uns Menschen aufzuspüren.

Die Sexualwissenschaftler Erick Janssen und John Bancroft beschreiben, wie positive und negative Reize das sexuelle Verhalten von Menschen steuern. Demnach führen Lernerfahrungen dazu, dass das zentrale Nervensystem (ZNS) so etwas wie ein »Gaspedal« für sexuelles Verhalten entwickelt. Das bedeutet, dass dort durch Lernen gewisse Vorlieben entstehen, welche Reize und Impulse im Körper eine sexuelle Erregung fördern. Andere Lernerfahrungen führen zu einem »Bremspedal« im ZNS, wo gelernt wird, welche Reize sexuelle Erregung eher hemmen.

Beispielsweise lernen die meisten Menschen eine sexuelle Erregung beim Betrachten nackter Körper zu spüren. Dieser Reiz kann jedoch überlagert werden, wenn wir beispielsweise gelernt haben, dass die Umgebung einer Sauna nicht zu den Orten gehört, an denen wir sexuell erregt sein sollten.

Dieses Beispiel zeigt auch, dass das sexuelle Bremspedal nicht zwingend mit unangenehmen Gefühlen einhergehen muss, sondern dass lediglich keine sexuelle Erregung wahrgenommen wird. In einer Sauna fühlen wir uns in der Regel nicht schlechter, nur weil unser Bremspedal eine Erregung verhindert.

Wenn Partner in einer Beziehung über längere Zeit keine sexuelle Erregung verspüren, so haben sie manchmal den Eindruck, dass »der Sex sich einfach verabschiedet hat«. Jedoch ist es denkbar, dass irgendetwas einfach auf dem sexuellen Bremspedal steht - ohne dass die beiden das wissen. Vielleicht wären sie grundsätzlich sehr erregbar und lustvoll, jedoch haben sich in ihrem Alltag Strukturen etabliert, die die sexuelle Erregung eher hemmen.

In solchen Situationen kann es wichtig sein, ernst zu nehmen, dass die Banalität vom Anfang dieses Blogabschnitts eine große Wirkung hat: Es kann helfen, sich zu fragen, welche Erfahrungen man schon mit dem eigenen sexuellen Gaspedal gemacht hat - und auch, was vielleicht immer wieder die Bremse bedient.

Die Sexualtherapeuten William Masters, Virginia Johnson und Helen Singer Kaplan beschreiben den Weg, wie sich sexuelles Verhalten entwickelt, eher geradlinig: Kaplan geht davon aus, dass zuerst eine »Appetit«-Phase kommt, in der sich mehr oder weniger spontan sexuelle Fantasien und Wünsche einstellen. Diese führen dazu, dass sich schließlich Erregung entwickelt. Diese kann nach kürzerer oder längerer Zeit zum Orgasmus führen und in einer anschließenden Ruhephase enden.

Rosemary Basson beschreibt den Weg der sexuellen Erregung eher als einen Zirkel, in dem nicht eindeutig festgelegt ist, wie es zu sexueller Lust kommt. Sie hat die Entwicklung sexueller Lust bei Frauen untersucht und festgestellt, dass es so sein kann, dass nur ein Teil von ihnen spontan Lust entwickelt. Bei manchen kann es auch sein, dass sie zunächst einfach körperlichen Kontakt genießen ohne sexuelle Absichten zu verfolgen, und dass dieser Kontakt schließlich zu Erregung führen kann. Diese Erregung könne wiederum zu mehr Aktivitäten führen, die wiederum die Erregung steigern, sodass ein Kreislauf entsteht, der schließlich im Orgasmus enden kann.

Der Wesentliche Unterschied beider Modelle besteht darin, dass der geradlinige Weg am Anfang einen eher spontan entstehenden »Appetit« auf Sex voraussetzt, während bei Basson »der Appetit beim Essen« kommen kann.

Empirische Untersuchungen haben ergeben, dass sich manche Frauen eher dem einen, manche dem anderen Modell zuordnen. Diese Forschung bezieht sich bisher auf Frauen - man kann jedoch annehmen, dass bei Männern ähnliche Ergebnisse entstehen würden.

Die Frage, wo man sich einsortiert, kann je nach Lebensphase unterschiedlich beantwortet werden. Steckt man jedoch in einer Lebensphase, in der einem die eigene Sexualität fehlt, kann es hilfreich sein, zuerst zu überlegen, welchem Modell man sich eher zuordnen würde. Das passendere Modell kann anschließend Orientierung bieten bei der Suche, an welcher Stelle des Prozesses vielleicht Hindernisse auftreten.

Wir beraten Sie

Corinna Maron

  • Diplom Sozialpädagogin
  • Sexualtherapeutische Weiterbildungen am IGST bei Ulrich Clement und Angelika Eck sowie
  • am EZI bei Ruth Gnirss-Bormet
  • Kunsttherapeutische Ausbildung am IEK Berlin
  • Seit 1997 in der Sexual- und Schwangerschaftsberatungsstelle der Stadtmission Nürnberg e.V. tätig

Dr. Karl-Hermann Rechberg

  • Erstausbildung am theologisch-pädagogischen Seminar Unterweissach
  • Weiterbildung in der psychosozialen Beratung bei der Bildungsinitiative e.V.
  • Diplom Sozialpädagoge
  • Promoviert im Fach Pädagogik
  • Sexualtherapeutische Weiterbildungen am IGST bei Ulrich Clement, Angelika Eck und Nele Sehrt
  • Diverse Fortbildungen zu Themen, wie hilfreiche Gesprächsführung (Reinhard Tausch), Umgang mit Scham (Jens Tiedemann), Circle of Emotions (Stefan Schumacher), Umgang mit Ambivalenz (Sabine Hufendiek, Michael Klessmann), und mehr
  • Seit 2009 in der Sexual- und Schwangerschaftsberatungsstelle der Stadtmission Nürnberg e.V. tätig

 

Kontakt & Terminvereinbarung

Elisabeth Mitterer Einrichtungsleiterin

Krellerstraße 3
90489 Nürnberg

(0911) 376 54 – 121 (Sekretariat)
(0911) 376 54 – 130 (Sekretariat)

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Freitag: 09.00 Uhr - 12.30 Uhr
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