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Blog der Sexualberatung

Warum man auch bei geringer Zeugungsfähigkeit verhüten sollte

Manche Paare hören, dass ihre Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden vielleicht bei 1% liegt. Die Ursache kann z.B. eine frühere Eileiterschwangerschaft bei der Frau sein, oder eine Krebserkrankung an den Hoden des Mannes. Der Grund kann auch eine Orgasmusstörung bei einer der beiden Personen sein.

1% hört sich für manche an, als wäre es an sich ausgeschlossen ein Kind zu bekommen. Aber von 100 Frauen, denen nur noch 1% Zeugungsfähigkeit attestiert wird, wird immerhin noch eine schwanger.

Bei Männern könnte eine eingeschränkte Zeugungsfähigkeit beispielsweise bedeuten, dass ein Samenerguss nicht mehr ein Maximum von ca. 600 Mio. Samenzellen enthält, sondern »nur« noch 600.000. Man könnte die Situation jedoch auch so betrachten: Pro Ejakulation machen sich immer noch ganze 600.000 Samenzellen auf die Suche nach dem Ei der Frau.

Kurz: Wer nicht schwanger werden möchte, sollte weiterhin verhüten.

 


WArum wir welche Berührungen erotisch finden

Hier spüren wir z.B. Schmerz, oder auch nur, ob etwas kalt oder warm ist, sanften oder festen Druck ausübt, vibriert oder ob die Haut sich dehnt. Welche Rezeptoren aktiviert werden und wie, kann sich auf unsere sexuelle Lust auswirken. Wir lernen im Laufe unseres Lebens manche Berührungen, die wir über diese Rezeptoren aufnehmen, mit Erotik zu verbinden. Einige davon können wir aber auch als lustmindernd wahrnehmen.

Je nachdem, wie oft und in welchem Zusammenhang welche Rezeptoren im Laufe des Lebens genutzt werden, wird das Gehirn »trainiert«, die Stimulierung dieser Körperstellen wahrzunehmen. So kommt es, dass manche Menschen besonders lustempfindlich auf sogenannte Tiefenrezeptoren reagieren, die weiter unter der Hautoberfläche »vergraben« liegen. Sie werden dann eher durch festes Anfassen erregt. Andere finden sanfte Berührungen an der Oberfläche angenehmer. Wieder andere lieben beides. Es kann jedoch sein, dass man zuerst fest angefasst wird, aber noch gar nicht in erotischer Stimmung ist. Dann findet man das vielleicht unangenehm, während es zu einem späteren Zeitpunkt unter mehr Erregung dann sehr erotisch wäre. Außerdem spannen feste Berührungen die Muskulatur an, was dazu führen kann, dass die Oberflächen Rezeptoren weniger sensibel reagieren.

Es lohnt sich also, nicht nur auszuprobieren, bei welchen Rezeptoren es sich erregend anfühlt, wenn sie stimuliert werden, sondern auch wann das der Fall ist und wie man dann am liebsten berührt werden möchte.

 


Warum manche Paare in ihrem Sexleben lustlos stehen bleiben

Wenn Paare zusammenkommen, tauschen sie in der ersten Phase ihrer Beziehung einen Teil ihres sexuellen Profils aus. Das bedeutet: sie machen erste Erfahrungen damit, was passiert, wenn sie dem anderen das eigene Profil »zeigen«. Oder mit anderen Worten: Sie leben ihr sexuelles Profil mehr oder weniger mutig aus. Wenn die andere Person positiv hierauf reagiert, bildet sich hier eine gemeinsame Schnittmenge, ein gemeinsames sexuelles Profil, eine Art »sicherer Hafen«, in dem man ohne Sorge miteinander sexuell aktiv sein kann.

Viele Paare bleiben lange in diesem »sicheren Hafen«, in dem sie wissen, dass die andere Person ihre sexuellen Wünsche nicht ablehnt. Das kann auf Dauer zu Langeweile führen. Dies wiederum kann dazu führen, dass das Sexleben einschläft, wie ein Zuschauer vor einem Film, den er schon zu oft gesehen hat.

Was dann beide nicht wissen: Wie groß wäre die sexuelle Spielwiese eigentlich, die beide reizen würde? Möglicherweise liegen hier noch unentdeckte »sexuelle Schätze« versteckt, an die sie sich nicht herantrauen. Partner empfinden häufig ein gewisses Risiko, sich dem jeweils anderen sexuell weiter zu offenbaren. Wird mich die andere Person vielleicht ablehnen oder gar auslachen? Oder werde ich von dem Ergebnis meines Versuchs vielleicht enttäuscht sein?

Dieser Teil der Beziehung kann als heikel empfunden werden. Er enthält aber auch die Chance, das gemeinsame sexuelle Leben auszuweiten und sich immer wieder neu kennen zu lernen. Es kann auch soweit kommen, dass man Dinge, die man früher für nicht besonders reizvoll gehalten hat, plötzlich »lieben lernt«. Und das wäre ja wirklich ein Gewinn.

 


Wie wir lernen können was uns »antörnt» und was nicht

Was sich hier anhört wie eine Binsenweisheit, kann allerdings weitreichende Folgen haben. Und es lohnt sich, dieses simple Prinzip bei uns Menschen aufzuspüren.

Die Sexualwissenschaftler Erick Janssen und John Bancroft beschreiben, wie positive und negative Reize das sexuelle Verhalten von Menschen steuern. Demnach führen Lernerfahrungen dazu, dass das zentrale Nervensystem (ZNS) so etwas wie ein »Gaspedal« für sexuelles Verhalten entwickelt. Das bedeutet, dass dort durch Lernen gewisse Vorlieben entstehen, welche Reize und Impulse im Körper eine sexuelle Erregung fördern. Andere Lernerfahrungen führen zu einem »Bremspedal« im ZNS, wo gelernt wird, welche Reize sexuelle Erregung eher hemmen.

Beispielsweise lernen die meisten Menschen eine sexuelle Erregung beim Betrachten nackter Körper zu spüren. Dieser Reiz kann jedoch überlagert werden, wenn wir beispielsweise gelernt haben, dass die Umgebung einer Sauna nicht zu den Orten gehört, an denen wir sexuell erregt sein sollten.

Dieses Beispiel zeigt auch, dass das sexuelle Bremspedal nicht zwingend mit unangenehmen Gefühlen einhergehen muss, sondern dass lediglich keine sexuelle Erregung wahrgenommen wird. In einer Sauna fühlen wir uns in der Regel nicht schlechter, nur weil unser Bremspedal eine Erregung verhindert.

Wenn Partner in einer Beziehung über längere Zeit keine sexuelle Erregung verspüren, so haben sie manchmal den Eindruck, dass »der Sex sich einfach verabschiedet hat«. Jedoch ist es denkbar, dass irgendetwas einfach auf dem sexuellen Bremspedal steht - ohne dass die beiden das wissen. Vielleicht wären sie grundsätzlich sehr erregbar und lustvoll, jedoch haben sich in ihrem Alltag Strukturen etabliert, die die sexuelle Erregung eher hemmen.

In solchen Situationen kann es wichtig sein, ernst zu nehmen, dass die Banalität vom Anfang dieses Blogabschnitts eine große Wirkung hat: Es kann helfen, sich zu fragen, welche Erfahrungen man schon mit dem eigenen sexuellen Gaspedal gemacht hat - und auch, was vielleicht immer wieder die Bremse bedient.

 


Appetint als Voraussetzung oder kommt der Appetit beim Essen?

Kaplan geht davon aus, dass zuerst eine »Appetit«-Phase kommt, in der sich mehr oder weniger spontan sexuelle Fantasien und Wünsche einstellen. Diese führen dazu, dass sich schließlich Erregung entwickelt. Diese kann nach kürzerer oder längerer Zeit zum Orgasmus führen und in einer anschließenden Ruhephase enden.

Rosemary Basson beschreibt den Weg der sexuellen Erregung eher als einen Zirkel, in dem nicht eindeutig festgelegt ist, wie es zu sexueller Lust kommt. Sie hat die Entwicklung sexueller Lust bei Frauen untersucht und festgestellt, dass es so sein kann, dass nur ein Teil von ihnen spontan Lust entwickelt. Bei manchen kann es auch sein, dass sie zunächst einfach körperlichen Kontakt genießen ohne sexuelle Absichten zu verfolgen, und dass dieser Kontakt schließlich zu Erregung führen kann. Diese Erregung könne wiederum zu mehr Aktivitäten führen, die wiederum die Erregung steigern, sodass ein Kreislauf entsteht, der schließlich im Orgasmus enden kann.

Der Wesentliche Unterschied beider Modelle besteht darin, dass der geradlinige Weg am Anfang einen eher spontan entstehenden »Appetit« auf Sex voraussetzt, während bei Basson »der Appetit beim Essen« kommen kann.

Empirische Untersuchungen haben ergeben, dass sich manche Frauen eher dem einen, manche dem anderen Modell zuordnen. Diese Forschung bezieht sich bisher auf Frauen - man kann jedoch annehmen, dass bei Männern ähnliche Ergebnisse entstehen würden.

Die Frage, wo man sich einsortiert, kann je nach Lebensphase unterschiedlich beantwortet werden. Steckt man jedoch in einer Lebensphase, in der einem die eigene Sexualität fehlt, kann es hilfreich sein, zuerst zu überlegen, welchem Modell man sich eher zuordnen würde. Das passendere Modell kann anschließend Orientierung bieten bei der Suche, an welcher Stelle des Prozesses vielleicht Hindernisse auftreten.

 

Wir beraten Sie

Corinna Maron
  • Diplom Sozialpädagogin
  • Ausbildung zur Kunst- und Kreativitätstherapeutin (IEK Berlin)
  • Sexualtherapeutische Weiterbildungen am IGST bei Ulrich Clement und Angelika Eck sowie
  • am EZI bei Ruth Gnirss-Bormet
  • Fortbildung zu Sexologie & Sexocorporal über life lessons bei Karoline Bischof
  • Seit 1997 in der Sexual- und Schwangerschaftsberatungsstelle der Stadtmission Nürnberg e.V. tätig
Dr. Karl-Hermann Rechberg
  • Erstausbildung am theologisch-pädagogischen Seminar Unterweissach
  • Weiterbildung in der psychosozialen Beratung bei der Bildungsinitiative e.V.
  • Diplom Sozialpädagoge
  • Promoviert im Fach Pädagogik
  • Sexualtherapeutische Weiterbildungen am IGST bei Ulrich Clement, Angelika Eck und Nele Sehrt
  • Diverse Fortbildungen zu Themen, wie hilfreiche Gesprächsführung (Reinhard Tausch), Umgang mit Scham (Jens Tiedemann), Circle of Emotions (Stefan Schumacher), Umgang mit Ambivalenz (Sabine Hufendiek, Michael Klessmann), und mehr
  • Seit 2009 in der Sexual- und Schwangerschaftsberatungsstelle der Stadtmission Nürnberg e.V. tätig

 

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