Schuch und Weingärtner tauschten sich intensiv mit Wärmestuben-Leiterin Manuela Bauer und Bereichsleiter Björn Bracher aus. Schuch würdigte das Engagement von Stadtmission Nürnberg und Caritas Nürnberg, die in gemeinsamer Trägerschaft eine Anlaufstelle geschaffen haben, die nahezu alle wohnungs- und obdachlosen Menschen in Nürnberg erreicht.
Der Besuch der Ökumenischen Wärmestube bildete den Auftakt der Sommerreise des Präsidenten der Diakonie Deutschland unter dem Motto „Armut sichtbar machen“. „Armut in Bayern – das klingt für viele wie ein Widerspruch“, so Rüdiger Schuch. „Doch auch im wirtschaftlich starken Freistaat ist Armut bittere Realität, gerade für Alleinerziehende, junge Erwachsene und Rentnerinnen. Besonders in den Städten steigen Mieten und Lebenshaltungskosten schneller als Einkommen und Sozialleistungen. Wer heute seine Wohnung verliert, steht schnell am Rand der Gesellschaft.“ Für Schuch ist klar: „Wohnen ist längst zu einer der zentralen sozialen Fragen unserer Zeit geworden. Die Wärmestube in Nürnberg zeigt beispielhaft, wie niederschwellige Hilfe gelingen kann.“
Auch Dr. Sabine Weingärtner, Präsidentin der Diakonie Bayern, machte nach ihrem Besuch deutlich, wie groß die Herausforderungen auch im Freistaat sind: „Mehr als 45.000 Menschen in Bayern leben aktuell in Notunterkünften oder Übergangswohnheimen, viele davon sind Familien mit Kindern. Das sind nicht mehr nur die sprichwörtlich ‚Abgehängten‘ – es trifft zunehmend auch Menschen aus der Mitte der Gesellschaft.“
Ein Viertel der Betroffenen sei minderjährig, betonte Weingärtner – eine, wie sie sagte, „stille Katastrophe“. „Es ist nicht hinnehmbar, dass in einem reichen Land wie Bayern über 10.000 Kinder ohne stabiles Zuhause aufwachsen. Sie verlieren nicht nur ihr Kinderzimmer, sondern oft auch ihre Bildungs- und Teilhabechancen.“
Die Diakonie sieht die Politik darum in der Pflicht, strukturelle Antworten zu geben, und mahnt die Politik, neben den beiden viel diskutierten Säulen innere sowie äußere Sicherheit, die dritte Säule „Soziale Sicherheit“ nicht zu vergessen. Rüdiger Schuch: „Wir brauchen dringend eine soziale Infrastruktur, die Armut wirksam bekämpft – dazu zählen gezielte Unterstützungsangebote und eine soziale Wohnungsbauoffensive. Soziale Sicherheit ist kein Luxus, sondern Grundvoraussetzung für gesellschaftlichen Zusammenhalt.“ Es dürfe – etwa im Zusammenhang mit dem Bürgergeld – keine Diskussionen geben, in denen Menschen abgewertet und stigmatisiert würden. „Gerade Menschen in prekären Lebenssituationen brauchen Vertrauen in die Gesellschaft.“



