Bilanz der Schulförderkurse: Bildungsnachteile sind im Distanzlernen nicht überwindbar

Auch die Stadtmission musste einen Großteil ihrer Schulförderkurse für benachteiligte Jugendliche in diesem Schuljahr als Onlinekurse durchführen. Wer teilnahm, absolvierte die Prüfungen erfolgreich. Doch viele Schüler*innen waren online gar nicht erst zu erreichen.

Ein Mann mit Headset sitzt vor einem Computerbildschirm, auf dem ein junger Mann zu sehen ist.

Seit Dezember 2020 bis einschließlich Mai 2021 konnten Herbert Biebl und seine Kursleiter*innen Schüler*innen ausschließlich telefonisch und in Videokonferenzen fördern. Ab Juni ging konnten sich die Gruppen wieder wöchentlich live treffen.

90% der Schüler*innen, die sich im Schuljahr 2020/21 in den Schulförderkursen der Stadtmission auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet haben, haben ihre Prüfungen erfolgreich bestanden – davon 87% den Quali oder mittleren Schulabschluss. 81 % der Kursteilnehmenden wissen auch bereits, wie es für sie weitergeht: Sie haben einen Ausbildungsvertrag in der Tasche ober besuchen weiterführende Schulen. Dabei ist die Quote jener Jugendlicher, die einen höheren Schulabschluss anstreben, bevor sie ihre Berufslaufbahn starten, 2021 von 35% auf 52% gestiegen. »Eine gute Schulausbildung ist die erste, entscheidende Grundlage für ein erfolgreiches Berufsleben. Das haben viele der von uns geförderten jungen Leute verinnerlicht«, freut sich der Leiter der Schulförderkurse der Stadtmission, Herbert Biebl.

Benachteiligte Schüler*innen haben beim Distanzlernen Anschluss verloren

Nach dem Ende des zweiten Corona-Schuljahres wird aber auch sichtbar: Online- und Distanzunterricht hängt Schüler*innen ab – und zwar zuallererst diejenigen, die ohnehin benachteiligt sind. Die Gründe dafür sind vielfältig. Oft fehlt es den Jugendlichen an kontinuierlicher Unterstützung zuhause, z.B. weil ihre Eltern weder Zeit haben noch Erfahrung mit den bayerischen Lehr- und Prüfungsinhalten. Bei anderen mangelt es an technischer Ausstattung oder einem ruhigen Ort zum Lernen. Wieder andere Jugendliche waren vom Distanzlernen einfach emotional und sozial überfordert und schafften es nicht, sich über Monate hinweg selbst zu strukturieren und zu konzentrieren. Selbst mit regelmäßigen (Video-)Telefonaten im 1:1-Setting konnten die Kursleiter*innen diesen Mangel nicht kompensieren. »Im Vergleich zu den vorpandemischen Schuljahren konnten wir 2020/21 in den Schulförderkursen nur halb so viele Jugendliche auf dem Weg zum Schulabschluss unterstützen. Das ist bitter«, sagt Herbert Biebl. Kinder und Jugendliche seien auf verlässliche, soziale Lernumfelder mit echten Begegnungen angewiesen.

13 Online-Kurse, ergänzt und begleitet durch telefonische Einzelbetreuung, hat das Stadtmissions-Team der Schulförderkurse im vergangenen Schuljahr entwickelt. Was eigentlich aus der Not entstanden sei, habe bei den teilnehmenden Jugendlichen und ihren Eltern aber letztlich für sehr positives Feedback gesorgt. »Obwohl sich die Jugendlichen und ihre Kursleitungen nicht treffen konnten, ist eine gute Gruppendynamik entstanden, in der gemeinsam konzentriert gelernt wurde«, bilanziert Biebl. Es gebe Schüler*innen, die mit den Onlineformaten gut zurechtkämen oder gezielt Online-Lernhilfen suchten, die nicht viel Geld kosteten. »Für sie werden wir ab dem kommenden Schuljahr ganz regulär vier reine Onlinekurse zur Prüfungsvorbereitung im Programm haben.«
Insgesamt 14 Schulförderkurse der Stadtmission werden Jugendliche ab Oktober 2021 auf ihre Quali- und M-Zug-Prüfungen vorbereiten. Die ermäßigte Gebühr liegt bei 8,00 EUR, einkommensstärkere Familien zahlen 69,00 EUR pro Monat.

Kursplatz-Reservierungen sind ab sofort online oder telefonisch/ per E-Mail möglich:
www.schulfoerderkurse.de
sfk@stadtmission-nuernberg.de
 (0911) 239 827 - 31
 

Hilfe im Leben – Stadtmission Nürnberg