Bilder, Blicke, Berührungen

Die Geschichte einer starken Mama und ihrer besonderen Tochter zum Welt-Autismus-Tag am 02. April 2020

Kati Weigand ist eine starke Mama, Francesca ein besonderes Kind. Die Zwölfjährige hat frühkindlichen Autismus und ADHS – Diagnosen, nach denen Mutter Kati etliche Jahre in Facharztpraxen, Therapiezentren und Kliniken gesucht hat. In der Autismus-Ambulanz der Stadtmission Nürnberg haben Mutter und Tochter eine gemeinsame Sprache erlernt – sie hat vieles im Alltag zuhause erleichtert.

Anders als die anderen


Fast zehn Jahre lang hat Kati Weigand ihre Tochter allein großgezogen – ein emotionaler Kraftakt für die heute 42-Jährige. Gleichzeitig sagt sie »Francesca ist das Allergrößte in meinem Leben.« Von Geburt an passte das Mädchen nicht zu den üblichen motorischen und kognitiven Entwicklungskurven ihrer Altersgenossen*innen. »Dass etwas nicht stimmt«, spürt Mutter Kati schon in der Schwangerschaft – doch das »Was?« bleibt mehrere Jahre ungewiss. 
Anfänglich beruhigt sie der Kinderarzt. Er meint, dass sich Francescas motorischen Probleme und ihre Schlaflosigkeit »verwachsen« werden. An anderen Stellen dagegen gilt das Mädchen schon im Kleinkindalter als untragbar: Sie schreit permanent, weint oder beißt andere aus heiterem Himmel. 
Weil autistische Menschen für sinnliche Reize oft hypersensibel sind, das Gehirn nicht filtern kann, sind Kinder wie Francesca von ihrer Umwelt schnell überfordert – für Außenstehende wirkt ihr Verhalten dann unangemessen. Kati Weigand bekommt das zu spüren: »Man schämt sich und versteckt sich immer mehr.«

Eine gemeinsame Sprache lernen


Francescas Kindergarten- und Schulzeit ist zehrend, oft schlaflos für Kati Weigand. Ständig vermittelt sie in Schulen, bei Behörden und Ärzten und forscht nach wirksamen Behandlungsmitteln. »Ich hab‘ alle genervt«, sagt sie lachend. Die Signale ihrer Tochter lernt sie über die Jahre interpretieren. »Wir verständigen uns ganz viel mit Blicken und Körperkontakt.« Auch in der Autismus-Ambulanz der Stadtmission Nürnberg erkennen Francescas Therapeutinnen das Kommunizieren als Schlüssel für Mutter und Tochter: Sie zeigen Francesca »PECS«, ein auf Bildern aufgebautes Kommunikationssystem, mit dem sich das Mädchen immer besser ausdrücken kann. Außerdem eignet sie sich in der Autismus-Therapie ganz wesentliche Alltagsfähigkeiten an, die das Leben zuhause erleichtern: Zur Toilette gehen, mal allein spielen oder abwarten, wenn es die Situation erfordert. Auch Mutter Kati lernt, ihre eigenen Grenzen mitzuteilen. »Das war für mich ein Durchbruch«, so Kati Weigand. »Wir haben Schritt für Schritt unser Miteinander daheim verbessert.«
Kati Weigand ist dankbar, für alle Menschen, die ihr und ihrer Tochter auf dem gemeinsamen Weg weitergeholfen haben. Inzwischen weiß sie: »Ich bin Francescas beste Therapeutin.« Und sie ist sicher: »Francesca ist ein fröhliches, ja ein glückliches Kind.«
 

Hilfe im Leben – Stadtmission Nürnberg