Jugendmigrationsdienst: Wir sind an der Kapazitätsgrenze

Anlässlich der 13. Integrationsministerkonferenz, die am 15. März in Nürnberg stattfand, sprechen wir mit Elke Dörr, Leiterin unseres Jugendmigrationsdienstes, über ihre Arbeit in Nürnberg:

Liebe Frau Dörr, sie leiten den Jugendmigrationsdienst der Stadtmission. Was können Sie und Ihr Team für junge zugewanderte Menschen tun?

Wir unterstützen junge Leute zwischen 12 und 27 Jahren dabei, sich hier in schulischer, beruflicher, sozialer und sprachlicher Hinsicht zu integrieren. Unser Ziel ist es dabei immer, die jungen Menschen so aufzustellen, dass sie ihre Existenz hier selbst sichern und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Wir beraten die jungen Frauen und Männer dafür individuell und bieten Gruppenseminare, Kurse und Integrationsprojekte an. Außerdem sind wir gut mit Schulen, Ausbildungsbetrieben, Integrationskursanbietern und Trägern der Jugendhilfe vernetzt. Dadurch können wir unseren Klientinnen und Klienten auch eine Reihe von zusätzlichen Entwicklungsmöglichkeiten über unser eigenes Angebot hinaus vermitteln.

Wie groß ist das Team des Jugendmigrationsdienstes?

Wir sind drei Mitarbeitende auf 2,5 Vollzeitstellen. Außerdem beschäftigen wir einen Projektmitarbeiter, eine Honorarkraft und mehrere Ehrenamtliche.

533 junge Migrantinnen und Migranten konnten wir so im letzten Jahr beraten und fördern - das ist der Höchststand seit Gründung des Jugendmigrationsdienstes 1961. Vor allem in den letzten drei Jahren haben sich diese Zahlen enorm gesteigert, nämlich um 67%!

Hat sich die Arbeit in diesen drei Jahren auch inhaltlich verändert?

Immer mehr neuzugewanderte junge Menschen brauchen Hilfe, um sich überhaupt erst einmal zu orientieren: Bei welchen Ämtern muss ich vorsprechen? Wie finde ich einen Sprachkurs? Wie und bei welchen Behörden starte ich meine Jobsuche?

Insgesamt ist die Beratungsarbeit komplexer geworden. Wir entwickeln inzwischen nicht nur schulisch-berufliche Perspektiven mit unseren Klientinnen und Klienten, sondern arbeiten daran, diese überein zu bringen mit sozialen, gesundheitlichen und zum Teil psychischen Problemlagen der Ratsuchenden. Auch der Wohnungsmangel und die allgemeine Existenzsicherung beschäftigen uns hier in der Großstadt Nürnberg immer mehr.

Was wünschen Sie sich von den politischen Verantwortungsträgern?

Angesichts der steigenden Klientenzahlen brauchen wir natürlich eine entsprechende personelle Aufstockung. Wenn wir gut beraten wollen und sichtbare, nachhaltige Integrationserfolge erzielen, brauchen wir Zeit für jeden Einzelnen. Bayern hat die zweithöchste Zuwanderung im bundesweiten Vergleich, liegt aber bei der Ausstattung seiner Jugendmigrationsdienste an letzter Stelle! Seit 1. Januar 2017 wurde unsere Zielgruppe auch nochmals erweitert: Wir sind seither zuständig für alle jungen Leute mit Migrationshintergrund. Um ihnen allen gerecht zu werden, brauchen wir mehr und gute, qualifizierte Mitarbeitende.

 

Auch das Bayerische Fernsehen berichtet in der Rundschau über die Arbeit unseres Jugendmigrationsdienstes. Hier geht es zum Bericht in der BR-Mediathek.

 

Hilfe im Leben – Stadtmission Nürnberg