Seniorenzentrum konzentriert sich künftig auf Beratungsarbeit

Viele der bisherigen Bildungs- und Begegnungsangebote für Senioren werden sich 2019 in die umliegenden Kirchengemeinden und Stadtquartiere verlagern. Damit der Übergang gut klappt, unterstützt das Seniorenzentrum am Tiergärtnertor alternative Ausrichter bei der Organisation und Netzwerkarbeit.

NÜRNBERG.    Das Seniorenzentrum der Stadtmission Nürnberg stellt zum Ende des Jahres den Großteil seiner Bildungs- und Begegnungsangebote ein. Grund dafür ist eine Finanzierungslücke von jährlich etwa 60 000 EUR, die ab 2019 nicht mehr durch landeskirchliche Zuschüsse gedeckt ist. Auf den Wegfall der landeskirchlichen Mittel habe der Vorstand der Stadtmission mit einer grundsätzlichen Profilierungsentscheidung reagiert: »Unser Schwerpunkt als Diakonie ist Nothilfe, Beistand für Benachteiligte, Fürsorge und Beratung – das erhalten wir, darauf konzentrieren wir uns. In der gemeindlichen Kirchenarbeit wiederum geht es eher darum, Begegnung und Gemeinschaft zu schaffen«, so Stadtmissions-Vorstand Matthias Ewelt. Man sei als Kirche und Diakonie in einer notwendigen Phase der Profilierung und des Abbaus von Doppelstrukturen, sagte er weiter und bekannte gleichermaßen: »Das fällt uns oft selbst nicht leicht.«

Bildungs- und Begegnungsarbeit für Senioren geht andernorts weiter

Thomas Staudigl, Leiter des Seniorenzentrums am Tiergärtnertor, meinte am Donnerstag: »Ich kann die Wut, die Trauer und Empörung vieler unserer Besucherinnen und Besucher über die anstehende Veränderung komplett verstehen und es geht auch vielen unserer Ehrenamtlichen und Mitarbeitenden so.« Wesentliche Botschaft sei für ihn aber: »Unsere Arbeit am Seniorenzentrum geht weiter, wir lagern Teilbereiche aus, unsere Türen aber bleiben offen.«

Damit einher gehe auch, dass man trotz der Umstrukturierung alle Arbeitsstellen im Seniorenzentrum habe erhalten können, so Staudigl. »Entscheidend für die alten Menschen, die hier jede Woche ein- und ausgehen, ist, dass die offene Altenarbeit in ihrer Nachbarschaft nicht endet. Sie verlagert sich und wird dezentraler aufgestellt.« Auch das Seniorenamt der Stadt Nürnberg unterstütze diese strategische Veränderung. Ortsunabhängige Angebote wie Tagesfahrten oder Seniorenreisen wird das Seniorenzentrum am Tiergärtnertor auch weiterhin organisieren. Viele der bis dato im Seniorenzentrum an der Burgschmietstraße stattfindenden Kurse werden in Kürze in den benachbarten Gemeinden St. Johannis und St. Jakob angeboten. Ehrenamtliche und Gemeindemitarbeitende sollen von der Stadtmission gerade in der Übergangszeit bei der Organisation und Vernetzung unterstützt werden, damit sich die zusätzlichen Seniorenangebote dort gut etablieren. Auch der Leiter der Evangelischen Stadtakademie Nürnberg, Dr. Ekkehard Wohlleben, lud herzlich zu den Akademie-Veranstaltungen im nahegelegenen »Eckstein« ein. Beginnend beim Qi-Gong-Kurs, über Sinnfragen und Themen zu Lebensgestaltung, Religion und Kultur, seien alle Angebote immer auch für Senioren offen.

Beratungsarbeit bleibt weiter in der Burgschmietstraße verortet

Im Seniorenzentrum am Tiergärtnertor wird die Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit (KASA) für Senioren, die Fachstelle für pflegende Angehörige sowie die allgemeine Seniorenberatung weiter Bestand haben. Das Seniorenzentrum bleibt darüber hinaus Träger der Seniorennetzwerke Ziegelstein/Buchenbühl und St. Johannis und koordiniert einen ehrenamtlichen Helfer/innen-Kreis für pflegende Angehörige.

Am 29. November um 16:00 Uhr feiert die Stadtmission mit den Besucherinnen und Besuchern des Seniorenzentrums Abschied und Neubeginn der Einrichtung. Im Rahmen einer Adventsfeier in St. Jakob sollen die älteren Menschen dabei auch mit den alternativen Ausrichtern ihrer bisher genutzten Angebote vertraut gemacht werden.

Über 50 Jahre offene Altenarbeit

Das Seniorenzentrum der Stadtmission Nürnberg gibt es seit 1964. Begonnen hatte die Arbeit zunächst mit Kursen zur ambulanten Haus- und Krankenpflege. In den Achtzigerjahren etablierte sich die Bildungs- und Erholungsarbeit für Senioren und wurde zum wichtigsten Standbein der Einrichtung. Die Beratungsarbeit wurde nach 2001 ein wesentlicher Schwerpunkt der Seniorenarbeit in dem Haus. Zuletzt verzeichnete die Einrichtung etwa 300 Besucher und Besucherinnen pro Woche sowie 15 000 Kontakte im Jahr. Ein Drittel von ihnen stamme aus der Nürnberger Nordstadt, der Rest aus dem gesamten Nürnberger Raum.

Hilfe im Leben – Stadtmission Nürnberg