NÜRNBERG. Ab 1. März werden Stadtmission Nürnberg und Diakonie Erlangen bis auf weiteres durch einen nur noch zweiköpfigen Vorstand geführt, den Gabi Rubenbauer und Matthias Ewelt besetzen. Nach zweieinhalb Jahren verlässt die Sozialwissenschaftlerin Gudrun Dreßel, bisher dritte Vorständin der beiden diakonischen Unternehmen, Mittelfranken.
Am Mittwochabend, 6. Februar, waren Freunde und Unterstützer*innen in die Ökumenische Wärmestube eingeladen, um die bisherige Vorständin zu verabschieden. Den Ort für diesen Anlass hatte Dreßel selbst gewählt. Denn hier, »mitten im Leben«, zeigten sich »wie in einem Brennglas Auftrag und Wesen der Stadtmission«.
Sensibilisierung für existenzielle Not
Das Thema Armut hatte sich wie ein roter Faden durch die Amtszeit der 45-Jährigen gezogen. Und so sollte auch ihr Abschied die Notlagen vieler Menschen in der Stadt in den Fokus rücken.
Man habe in den vergangenen zwei Jahren gemeinsam viel geschafft: »Die Stadtmission hat als Diakonie mit Erscheinungsbild und Stimme Profil gewonnen.« Das sei beim Thema Armut essentiell. »Es ist unerheblich, was wir sind, entscheidend ist, wie wir sind: Erkennbar in der Haltung, geleitet von Empathie! Denn die ist eine Errungenschaft der Zivilisation. Die hält uns zusammen.« Die Stadtmission sei jeden Tag dicht dran an Notlagen, die Menschen in Nürnberg betreffen. Aus dieser Nähe leite sich ein unverzichtbarer Auftrag des Sozialunternehmens ab: »Schicksale weitertragen, Begegnung schaffen – das ist oft wirkungsvoller als Apelle, die nur auf statistischen Zahlen basieren.«
Diakonie unverzichtbare Säule einer sozialen Stadt
Weil »die Zukunft der Armut wohl gesichert« sei, gäbe es auch an der »Notwendigkeit der Diakonie« keinen Zweifel, meinte Dreßel. Auch die glanzvollen Konjunkturzahlen der letzten Jahre hätten die sozialen Abgründe mitten in unserer Gesellschaft nicht zuschütten können, sondern eher davon abgelenkt.
Nach ihren Forderungen an politische Entscheidungsträger gefragt, hofft Dreßel, dass der Gesetzgeber endlich den Weg für »eine auskömmliche Existenzsicherung für alle« und eine »Kindergrundsicherung« frei mache sowie »geförderte Arbeitsplätze« erhalte, die Menschen mit schweren Vermittlungshemmnissen eine wertgeschätzte Beschäftigung böten. »Menschen in Armut kämpfen mit der Angst, abgehängt oder aussortiert zu werden. Kann ich mir noch den Bus oder Zugang zum Internet leisten? Wer braucht mich und meine Arbeit noch?« Demnach sei die Frage nach Teilhabe auch in puncto Armutsbekämpfung Dreh- und Angelpunkt.
In Halle/Saale geht es weiter
Ab 1. März wird Gudrun Dreßel als Bereichsleiterin Soziale Dienst im Diakonischen Werk Mitteldeutschland vorwiegend politische Verhandlungsaufgaben übernehmen. »Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge«.
Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Jürgen Körnlein und die verbleibenden Vorstände Gabi Rubenbauer und Matthias Ewelt dankten Dreßel für ihren »fröhlichen, freundlichen und professionellen Beitrag zum diakonischen Handeln in der Region«.