»Das Miteinander mit den Bewohnern macht es aus. Ich krieg so viel mit von den Menschen hier.« Marco Meußel ist Altenpfleger im Karl-Heller-Stift. Er hat sich auch nie einen anderen Job gewünscht. Schon mit 17 hat er in der Pflege angefangen, war erst Praktikant, dann Pflegehelfer und schließlich staatlich anerkannter, examinierter Altenpfleger. »Die Ausbildung war richtig knackig«, sagt er, »aber ich hab immer gleich ausprobiert, was ich in der Schule gelernt hatte«. Marco Meußel ist der einzige männliche Kollege im Team seines Wohnbereiches. Es spiele für ihn eigentlich keine Rolle, dass er als Mann in diesem Beruf immer noch etwas Besonderes ist. Gleichzeitig merkt er: »Ich bin hier richtig. Ich habe Kraft und eine gewisse Ruhe« – das würden sowohl die Bewohner*innen als auch die Kolleginnen sehr an ihm schätzen. Der Arbeitsalltag fordert den jungen Mann. Das Personal ist knapp, oft wünscht er sich mehr Zeit für die alten Menschen, die er betreut. »Am wichtigsten ist es mir immer, dass die alten Herren und Damen glücklich sind, dann kann ich mich an die Dokumentation machen.« Letztere nehme mitunter eine Stunde pro Schicht in Anspruch.
Egal ob Klienten*innen oder Mitarbeitende.
Wir sind Menschen der Stadtmission Nürnberg.
Wir sind #MenschenimLeben
Pflegen mit Kraft und Ruhe Tabea Bozada

Marco Meußel
arbeitet im Karl-Heller-Stift. Auf seinem Wohnbereich ist er der einzige männliche Altenpfleger.
Meußel findet es schade, dass viele gar nicht wüssten, wieviel Leben im Altenheim stattfinde und wie viel er von seinen Bewohner*innen zurückbekomme. Anders als im Krankenhaus, begleite er die Menschen im Karl-Heller-Stift als Pfleger ja oft über Jahre. »Die vielen Geschichten, die sie mit mir teilen, das Vertrauen, das sie gewinnen, das ist total erfüllend.« Mit vielen seiner Bewohner*innen habe er sogar eine nonverbale Sprache entwickelt, die nur funktioniere, weil man sich kennen und vertrauen gelernt habe. »Vor allem bei den demenzkranken Männern und Frauen, die sich selbst nicht mehr richtig artikulieren können, ist das wichtig.« Empathie gehört in seinem Job zum Handwerkszeug. Aber eben auch eine Menge medizinisches, psychosoziales und nicht zuletzt verwalterisches Know How.
Von der »Fremden« zur Aufsteigerin Tabea Bozada
Meskerem (27) ist glücklich. Sie macht seit einigen Monaten eine schulische Berufsausbildung in ihrem Traumberuf: Assistentin für Informatik. Und sie fühlt sich sicher – für Meskerem keine Selbstverständlichkeit.
Nur noch manchmal kehrt es zurück, dieses mulmige Gefühl der Unsicherheit, das sie in ihren ersten Jahren in Deutschland täglich begleitete: 22 war Meskerem, als sie vor fünf Jahren aus Äthiopien flüchtete und mit ihrer Mutter nach Deutschland kam. Drei Jahre sollte die Ungewissheit damals andauern – bis sie hier 2016 endlich einen gesicherten Aufenthaltstitel erhielt. Noch bis vor Kurzem teilte sich die junge Frau mit ihrer Mutter ein kleines Zimmer in einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete.
In dieser schwierigen Zeit fand Meskerem auch Halt bei Brigitte Fartaj, die die Integrationsberatung der Stadtmission leitet. Mit ihrer Hilfe gelang es Meskerem Deutsch zu lernen und die hier anerkannten Schulabschlüsse nachzuholen. Um dieses Pensum zu schaffen, holte sich Meskerem bei den Schulförderkursen zusätzliche Hilfe. Zum Lernen zog sie sich damals in die Stadtbibliothek zurück. Schritt für Schritt nahm die clevere junge Frau erst die Hürde zum qualifizierenden Mittelschulabschluss und absolvierte schließlich mit ebenso viel Ehrgeiz den mittleren Schulabschluss. Damit öffnete sich Meskerem selbst die Türen zu ihrem Traumberuf.

MESKEREM fühlt sich sicher: »Ich kann und darf an meine Zukunft denken, allein das macht mich schon glücklich.«
Heute lebt Meskerem in einer eigenen kleinen Wohnung. Sie wird Assistentin für Informatik, plant und tüftelt eifrig an ihrer beruflichen Zukunft. Meskerem weiß, dass sie sich dabei jederzeit Unterstützung bei der Stadtmission holen kann – z. B. wenn es mit Behörden hapert, wenn sie in Prüfungszeiten Rückhalt braucht oder einen Praktikumsplatz sucht. »Ich kann und darf an meine Zukunft denken, allein das macht mich schon glücklich«, sagt die 27 Jährige und lächelt.
Ein Schlafsack als Zuhause Tabea Bozada
»Nur noch Überleben war das zum Schluss.« Die letzten paar Münzen ausgegeben, die Kleidung am Leib durchnässt. Seinem improvisierten Waldlager, irgendwo am Stadtrand, würde der Winter den Rest geben. 2014 war für Roland Tschierschky, heute 54, klar, dass er raus musste aus dem Wald. Die Hilfen für Menschen in Wohnungsnot sind damals sein Rettungsanker. Eine Beraterin hilft ihm, sein Leben wieder etwas zu ordnen, vermittelt Grundsicherung, Schuldnerberatung, Krankenversicherung – und schließlich eine kleine Einzimmerwohnung, die Tschierschky einen »Palast« nennt.
Wer hört, wie sich der Nürnberger durch seine letzten 20 Lebens-jahre geschlagen hat, staunt nicht schlecht: Als die Beziehung zu seiner Verlobten 2000 zerbricht, verlässt Tschierschky Nürnberg blitzartig. Er kann den Bruch nur mit Abstand zum alten Leben ertragen. Es folgen Jahre, in denen er manchmal im Monatstakt seinen Aufenthaltsort wechselt. Er arbeitet auf Baustellen, in der Landwirtschaft, auch als Fensterputzer ist er in Süddeutschland unterwegs. Gelegenheitswohnungen, manchmal Bruchbuden, kommen und gehen. Hier und da spart er sich ein paar Euro an. Viel aber bleibt nicht.

ROLAND TSCHIERSCHKY wollte nie obdachlos sein. Der Wald war seine letzte Station, bevor er zur Stadtmission kam.
»Ich wollte nie wie ein Obdachloser auf der Straße leben.« Und genauso wenig wollte Tschierschky im Leben je abhängig sein, angewiesen auf andere Menschen. Im Zweifel, meint er, müsse er es sowieso alleine schaffen – das hat der 54-Jährige bereits in Kindertagen verinnerlicht: Ein brutaler Stiefvater taucht in seinen Erzählungen auf, der Tschierschky schon mit zwölf auf die Straße trieb: »Liebe habe ich mir draußen geholt. Ich war dort zwar immer der Kleinste, hatte aber ein großes Mundwerk.«
2013 kommt Tschierschky zurück nach Nürnberg, um seine demente Mutter in Obhut zu nehmen. Er räumt ihre Wohnung aus und sucht ein Pflegeheim, in dem er sie »gut aufgehoben« weiß. Und obwohl er zurück in der vermeintlichen Heimat ist, sagt er »ich habe nirgendwo hingehört«. So scheint ihm damals der Wald das beste Zuhause, das er sich vorstellen kann. Irgendwann aber ging auch das nicht mehr. Wohin? Dass er zur Stadtmission gekommen sei, sagt Tschierschky, sei ein Glücksfall gewesen. Denn er habe jetzt nicht nur wieder ein Dach über dem Kopf, er habe Menschen kennengelernt, denen er Vertrauen schenke: »Für die Leute bei der Stadtmission lege ich meine Hand ins Feuer.«
Wenn er könnte, würde Roland Tschierschky gern nochmal bei Null anfangen – irgendwo weit weg von Deutschland. Und da ist der tiefe Wunsch, irgendwann anzukommen. »Es ist kein Ziel, aber meine Hoffnung.«
Hilfe im Leben – Stadtmission Nürnberg

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