Aktionstag Pflege in Nürnberg

In der Altenpflege herrscht Notstand, sowohl personell, als auch finanziell. Angesichts der desolaten Lage luden die Diakonie und die Wohlfahrtsverbände zum bundesweiten Aktionstag Pflege ein. Am 12. Mai wurde auch in Nürnberg demonstriert.

Trotz wechselhaften Wetters war die Botschaft klar: So kann es nicht weitergehen. Neben dem Mangel an Zeit für eine würdevolle Zuwendung beklagten die Teilnehmenden besonders das Zuviel an Dokumentationspflichten. Diese lassen immer weniger Raum für individuelle und persönliche Betreuung.

Während der von Michael Bammessel, Präsident des Diakonischen Werks Bayern, geleiteten Podiumsdiskussion mit Sieglinde Burrak, Pflegefachkraft aus München, Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml, Hilde Mattheis, MdB (SPD) und dem Vorsitzenden der Freien Wohlfahrtspflege, Leonhard Stärk (BRK) wurde deutlich, dass es nicht nur um mehr Geld geht. Mindestens ebenso wichtig ist den Pflegefachkräften, dass sie mehr Zeit zur Verfügung haben, um sich den Pflegebedürftigen angemessen zuwenden zu können. Hier versprach Staatsministerin Huml ein mutiges Entrümpeln der Dokumentationspflichten, die viel Arbeitszeit binden.

Für Pflegefachkraft Sieglinde Burrak, die neben ihrer beruflichen Tätigkeit auch ihre Eltern intensiv pflegte und in den Tod begleitete, war es besonders wichtig, die alten Menschen in der Mitte der Gesellschaft zu belassen. Auch hier wurde deutlich, wie wichtig der Faktor Zeit ist. Der Erhalt der Würde von Pflegebedürftigen wie auch Pflegenden werde unter dem Druck der vorgegebenen Pflegezeiten immer schwieriger. Viel Applaus erhielt Burrak für ihre Bemerkung, Fortschritte bei der Pflegereform würden immer wieder hinausgezögert. »Wir wissen alle seit Jahren, was getan werden muss, es werden einfach keine Entscheidungen getroffen«. Unterstützung erhielt sie von Leonhard Stärk: »Es gibt kein Erkenntnisproblem. Wir brauchen für Verbesserungen keine jahrelangen Probeläufe mehr. Was fehlt, sind Taten«.

Burrak wünschte zudem, dass über Pflege auch positiv berichtet werde. Sonst ist es schwierig, Menschen für den Beruf zu gewinnen. Dass Pflegenachwuchs ein großes Thema ist, verdeutlichte Präsident Bammessel beispielhaft: In einer Pflegeschule haben 21 Menschen die Ausbildung begonnen, aber nicht beendet.

 Zeit in Form von Geduld sei nötig, beschworen die beiden Politikerinnen auf dem Podium, man müsse auch mit den kleinen Schritten zufrieden sein, die nach und nach gegangen werden, so Hilde Mattheis. Das führte zu einigen Unmutsäußerungen in der bis auf den letzten Platz besetzten Nürnberger Sebalduskirche. Immer wieder wurde um die Unterstützung der in diesem Bereich Tätigen gebeten, um in der Pflege nach und nach Bedingungen zu schaffen, die allen gerecht würden.

Um der Notwendigkeit dieser gerechten Bedingungen Nachdruck zu verleihen, zogen schließlich ca 2.000 Altenpflegerinnen und -pfleger vor die Nürnberger Lorenzkirche. Hier brachten sie ihre »Reform-Pakete« auf den Weg zur Bundesregierung (Bild).

Hilfe im Leben – Stadtmission Nürnberg