»Eine eigene Wohnung ist Voraussetzung für alles«

Im Oktober 2020 startete die Stadtmission Nürnberg im Stadtteil Großreuth bei Schweinau ihr erstes soziales Wohnprojekt: 40 neue Ein- bis Dreizimmerwohnungen vermietet sie hier an Menschen mit niedrigem Einkommen. Etwa die Hälfte der Bewohner*innen erhalten zudem im Alltag Unterstützung. Eine feste Sozialarbeiterin in dem Haus wird bisher ausschließlich durch Spenden finanziert – die Stadtmission bittet um Unterstützung.

Seit fast einem Jahr besteht das »sozialraumorientierte Wohnprojekt« in der Züricher Straße. Menschen aus ganz unterschiedlichen Hintergründen leben hier zusammen. »Alle möglichen Kulturen, Familien, Senioren, Azubis - alles dabei«, freut sich Sozialpädagogin Ksenia Rott über die Diversität im Projekt. Alle, die hier leben, haben zuletzt die Erfahrung gemacht, dass ihr Einkommen nicht ausreicht, um eine vernünftige Wohnung in Nürnberg zu finden. 40 neu gebaute Apartments auf einem hohen Standard hat ihnen die Stadtmission in der Züricher Straße zur Verfügung gestellt. »Wir vermieten ausschließlich nach sozialen, gemeinwohlorientierten Kriterien«, sagt Stadtmissions-Vorstand Matthias Ewelt.

Auch 20 Klienten*innen aus den psychosozialen Übergangs- und Reha-Einrichtungen der Stadtmission gehören zu den neuen Mietern*innen. Sie werden in ihren, jetzt eigenen Wohnungen weiter ambulant betreut. Die auf Spendenbasis finanzierte Sozialpädagogin Ksenia Rott wiederum kümmert sich vor Ort um ein gutes Miteinander und sorgt für die Anbindung der Bewohner*innen an das soziale Leben im Stadtteil.

»Ohne diese Wohnung wäre ich obdachlos geworden.«

Für viele der Bewohner*innen ist das Wohnprojekt auch eine Chance auf mehr gesellschaftliche Teilhabe. Denn aufgrund ihrer gesundheitlichen Einschränkungen oder biografischer Stigmata, die ihnen anhaften (Arbeitslosigkeit, Zuwanderungsgeschichte, Verschuldung, Haft etc.) stoßen sie immer wieder auf Ressentiments. Vroni Roggenbeck* – eingezogen im Oktober 2020, wenige Wochen nach ihrer Haftentlassung – kann davon ein Lied singen: »Bevor ich hier einziehen konnte – alle Wohnungsgenossenschaften, Stiftungen, unzählige Vermieter habe ich angeschrieben. Keiner hat mir eine Chance gegeben, weil da stand Haftentlassung. Ich wollte aber auch nicht mit einer Lüge über mich neu anfangen.« Als »pure Wertschätzung« empfinde sie demgegenüber die möblierte 38m2-Wohnung, die ihr die Stadtmission vermietet. Der Arbeitskreis Resozialisierung hatte in ihrem Fall die Brücke gebaut. »Andernfalls wäre ich wohl in einer Obdachlosenpension gelandet.« Auch Sozialpädagogin Ksenia Rott ist für Vroni Roggenbeck wichtig: »Das ist Gold wert, dass ich da runter gehen kann zum Sprechen. Ich hab‘ halt auch wenig Freunde nach der Haftzeit«, erzählt die 58-Jährige. Rott habe sie beispielsweise kontinuierlich bestärkt, behutsam den Kontakt zu ihrer Enkelin aufzubauen. »Am Montag treffe ich die Kleine zum ersten Mal«, erzählt Roggenbeck voller Vorfreude.

Recht auf Wohnen und soziale Teilhabe

Ksenia Rott beschreibt ihre Rolle im Wohnprojekt Züricher Straße so: »Ich bin Vermittlerin, Kummerkasten und Unterstützerin in allen möglichen und misslichen Alltagslagen«. Und sie spannt die Netzwerke – unter den Bewohner*innen und in die umliegende Nachbarschaft. Spieleabende, Sommerfest, gemeinsame Gartl-Aktionen – all das stehe mit Ende des coronabedingten Standby-Modus wieder an. »Wir sind ein ganz normales Haus, in dem es menschelt wie überall« – das ist Ziel und Botschaft von Ksenia Rott gleichermaßen.

Eine Wohnung, in der man sich wohl und sicher fühlt, sei Voraussetzung für Lebensqualität, für Teilhabe und Selbstbestimmung, ist Rott überzeugt. Oder – mit den Worten von Vorstand Matthias Ewelt: »Wohnen ist ein Menschenrecht«. Mit einer Wohnung in der Züricher Straße kämen vor allem Klienten*innen, die sich selbst lange als Hilfeempfänger erlebt hätten, raus aus dem Teufelskreis prekärer Lebensverhältnisse, ergänzt er. Und es gibt auch ein gemeinschaftsorientiertes Ziel: »Es geht auch darum, für Vielfalt im Quartier zu sorgen. Finanziell oder anderweitig benachteiligte Menschen nicht raus zu drängen aus der Stadt oder in angespannte Viertel. Unser Haus kann ein Treffpunkt für die umliegenden Straßen werden.«

Spender*innen schenken Schlüsselmomente

Wer hinter diesem Anliegen steht und die Arbeit im Wohnprojekt Züricher Straße langfristig erhalten will, kann diese mit einer Spende fördern. »Wir sind dankbar für alle, die diese Pionierarbeit unterstützen«, sagt Matthias Ewelt.

Spendenkonto:

Stadtmission Nürnberg e.V.
IBAN: DE71 5206 0410 1002 5075 01
BIC: GENODEF1EK1
Evangelische Bank eG
Stichwort: Schlüsselmomente

Weitere Infos zum aktuellen Spendenaufruf "Jeder Mensch braucht ein Zuhause" finden Sie hier.


*Name geändert

 

 

 

 

Hilfe im Leben – Stadtmission Nürnberg