Stadtmission stellt psychosoziales Ersthilfeprojekt für Geflüchtete vor

Um psychisch schwer belastete Geflüchteten zu stabilisieren, die in Nürnberg keinen Zugang zu psychotherapeutischer Behandlung haben, bietet der Sozialpsychiatrische Dienst für sie niederschwellige Hilfen an.

Wem die Flucht vor Krieg und Verfolgung bis nach Deutschland gelungen ist, ist nicht nur mit seinen physischen Kräften am Limit.  So hilft der Sozialpsychiatrische Dienst (SpDi) der Stadtmission den in Nürnberg lebenden Geflüchteten mit einem neuen Projekt, sich seelisch zu stabilisieren.

Hoher Bedarf in Nürnberg

Derzeit leben etwa 8 400 erwachsene und 600 unbegleitete minderjährige Geflüchtete in Nürnberg, die sich in einem laufenden Asylverfahren befinden. Mindestens 45 Prozent von ihnen sind aufgrund ihrer erschütternden Bürgerkriegs-, Folter- und Fluchterlebnisse psychisch erkrankt. Nimmt man allein die Frauen, die es bis nach Mittelfranken geschafft haben, liegt die Rate sogar bei etwa 70 Prozent. Davon gehen Mitarbeitende des Gesundheitsamtes in Nürnberg aus, sagt Dr. Katja Günther, stellvertretende Leiterin des Amtes und unter anderem verantwortlich für dessen neue, kommunale »Fachstelle Trauma«.

Neue sozialpsychiatrische Angebote der Stadtmission für Geflüchtete

Für die Arbeit mit Geflüchteten hat der Sozialpsychiatrische Dienst der Stadtmission sein Team erweitert: Seit Dezember begleitet die Sozialpädagogin und Traumafachberaterin Wiebke Majoor Menschen, die in Gemeinschaftsunterkünften für Asylbewerber leben. Es gehe dabei um seelische Akuthilfe für jene Frauen und Männer, die aufgrund ihres Status‘, aufgrund bürokratischer Hürden oder wegen fehlender psychotherapeutischer Behandlungsplätze keinen Zugang zu psychologischer Hilfe haben, obwohl sie diese dringend nötig hätten.

»Mir begegnen da furchtbare Schicksale«, sagt Majoor: Eltern, die sich umbringen möchten, damit wenigstens ihre Kinder vor Abschiebung bewahrt bleiben; Frauen, die während ihrer Flucht Opfer von Massenvergewaltigungen wurden; junge Männer, die jede Nacht unter Alpträumen aufwachen, weil sie ihre Folterlebnisse im Schlaf neu durchmachten. Ängstlich, mitunter apathisch und oft höchst depressiv kämen sie nun mit größter Mühe durch ihren Alltag in den Gemeinschaftsunterkünften in Nürnberg. Traumafachberaterin Wiebke Majoor besucht sie, spricht mit ihnen, begleitet sie zu Behörden und lädt sie zu Selbsthilfegruppen im Julius-Schieder-Haus ein. Ein niederschwelliges Angebot das Vertrauen schafft und den Betroffenen hilft, sich zu stabilisieren.

Neben dieser 1:1-Betreuung baut der Sozialpsychiatrische Dienst einen Ehrenamtlichen- sowie einen Dolmetscherkreis auf, deren Helfer für die seelischen und kulturellen Bedürfnisse der zu begleitenden Flüchtlinge geschult werden. So soll ein Netzwerk erwachsen, in dem die Männer und Frauen aus Syrien, Äthiopien, Afghanistan usw. zusätzliche, vertraute Ansprechpartner und Unterstützer finden.

Das Projekt ist zunächst für drei Jahre angelegt. Es wird zu großen Teilen durch die Deutsche Fernsehlotterie gefördert.

Weitere Informationen zum Projekt sowie Kontakt zu den Koordinatoren finden Interessierte beim Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadtmission im Julius-Schieder-Haus, Pirckheimerstr. 16, 90408 Nürnberg, Tel.: (0911) 93 59 55 – 68, Fax: (0911) 93 59 55 – 72, E-Mail: wiebke.majoor@stadtmission-nuernberg.de 

 

Hilfe im Leben – Stadtmission Nürnberg